Unterwegs auf der gefährlichsten Straße der Welt – Death Road in Bolivien
Los geht es morgens um 7 Uhr mit einem kleinen Frühstück im Büro der lokalen Agentur zu unserem Deathroad-Abenteuer, bei dem sich nicht nur die Landschaft als „atemberaubend“ herausstellen sollte. Anschließend fahren wir zu siebt plus Fahrer und Guide mit unseren Mountainbikes in einem kleinen Bus zum Startpunkt der Tagestour, dem La Cumbre-Pass, der etwa 4650m hoch und anderthalb Autostunden von La Paz entfernt liegt. Dort angekommen, befinden wir uns in einer kargen, gebirgigen Landschaft und aufgrund der Höhe herrschen winterliche Temperaturen vor.
Daher bekommen wir schnell unsere Ausrüstung, bestehend aus Hose, Jacke, Helm, Handschuhen, Protektoren für Knie und Ellbogen sowie einer Art Sturmhaube gegen die Kälte. Wir haben kurz Zeit, uns mit den voll-gefederten Mountainbikes vertraut zu machen und sie individuell einzustellen. Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung geht es auch schon los ins Abenteuer. Zunächst fragen wir uns, ob der Name „Death Road“ etwas übertrieben und nur ein Touristengag sei, da die Straße für die nächsten 7km sehr breit und asphaltiert ist. Immerhin kann man hier recht komfortabel die Serpentinen heruntersausen und sich an das Rad gewöhnen.
Tollkühne Abfahrt am Abgrund entlang
Nach dem Passieren einer Mautstation fahren wir dann noch einmal eine kurze Strecke mit dem Bus samt Fahrrädern und lassen uns nach Chusquipata zum tatsächlichen Startpunkt der „wahren“ Todesstraße bringen. Hier sieht es schon ganz anders aus: Wir haben zwar Glück mit dem Wetter, doch der Blick auf die steile und schmale Schotterpiste verschlägt uns fast den Atem. Sie windet sich an den schroffen Felsen entlang und wirkt teilweise sehr steil. Auf der linken Seite befindet sich keine Fahrbahnbegrenzung, sondern lediglich eine brüchige Kante, hinter der es mehrere hundert Meter abwärts geht. Die mit Farnen und Büschen bewachsene Schlucht sieht zugegebenermaßen sehr spektakulär und mit dem stellenweisen Neben auch etwas mystisch aus.
Da man von diesem Ausblick ständig begleitet wird, fährt man die ersten Minuten eher zögerlich und hat aufgrund der doch steilen Schotterpiste die Bremse im Dauereinsatz. Mit der Zeit schmerzen uns die Hände und Unterarme durch die ständige Anspannung und wir fühlen uns bereit, die Bremse auch mal Bremse sein zu lassen und mit etwas mehr Geschwindigkeit in die Kurven zu gehen… Unser Tourguide unterteilt die Abfahrt in mehrere Etappen: stets fährt man für einige Kilometer und trifft sich dann wieder an einem bestimmten Wegpunkt, an dem der Guide auf alle wartet. So kann jeder sein individuelles Tempo fahren aber wird dabei nicht allein zurückgelassen. Zwischendurch werden wir immer wieder mit Wasser und kleinen Snacks versorgt.
Auf der Strecke fahren wir nicht nur durch enge Kurven, steile Passagen und schmale Pisten, sondern auch durch kleine Bäche oder sogar unter Wasserfällen hindurch – das macht die Tour besonders abwechslungsreich und teilweise herausfordernd. Wir alle haben einen riesigen Spaß in der Gruppe und genießen das Abenteuer. Die Freude wird lediglich getrübt durch die vielen Kreuze am Fahrbahnrand, die darauf schließen lassen, welche traurigen Geschichten die Straße geschrieben hat. Der Guide erzählt, dass sie früher eine Hauptverbindungsstraße zwischen La Paz und dem Amazonas-Regenwald, und somit sehr stark von Bussen und Lastwagen befahren war. Man kann sich kaum vorstellen, wie man bei Gegenverkehr die stellenweise 180 Grad-Kurven mit einem größeren Fahrzeug meistern kann. Offenbar waren schwere Unfälle in der Vergangenheit tatsächlich an der Tagesordnung, weswegen sie 1995 zur gefährlichsten Straße der Welt benannt und letztendlich 2006 durch eine neue, asphaltierte Straße ersetzt wurde. Heute dient der „camino de la muerte“ fast ausschließlich touristischen Zwecken. Als uns doch ein größerer Reisebus entgegenkommt, wissen alle, was zu tun ist: Zuvor hat unser Guide erklärt, dass man sich als Fahrradfahrer bei Gegenverkehr auf die Hangseite begeben muss, damit einen der Bus nicht gegen die Felswand drückt oder aber selbst an der brüchigen Straßenkante herabstürzt. Gesagt, getan. Zugegebenermaßen ein mulmiges Gefühl, so dicht am Abhang stehen zu müssen.
Durch vier Jahreszeiten in wenigen Stunden
Während die Straße zunehmend flacher wird und wir an Höhe verlieren, steigen die Temperaturen wieder an. Wir können nach und nach mehr Kleidung ablegen und wieder entspannter fahren. Je näher wir unserem Ziel, der Stadt Coroico kommen, desto mehr fühlt man sich, als ob man die winterlichen Temperaturen hinter sich gelassen hat und jetzt im Frühling befindet. Auch die Vegetation verändert sich allmählich mit jedem zurückgelegten Kilometer.
Nach insgesamt 5 Stunden, 65 zurückgelegten Kilometern und über 3400 überwundenen Höhenmetern kommen wir schließlich im subtropischen Coroico an. Dort können wir uns umziehen, bei einem leckeren Mittagessen stärken und stolz auf uns sein, die berüchtigte Todesstraße überstanden zu haben. Alles in allem war es eine sehr aufregende Tour, die uns stellenweise an unsere Grenzen gebracht, viel Spaß beschert und gefühlt durch vier Jahreszeiten in wenigen Stunden geführt hat. Sicherlich ein Highlight auf einer jeden Bolivien-Reise! Du möchtest mehr Abenteurgeschichten lesen? Im Artikel Abenteuer Südamerika auf Daniels Blog Southtraveler verraten sieben Reiseblogger ihr größtes Abenteuer in Südamerika.
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